Ein sehr geschichtsreicher Flughafen schloss am 30. Oktober 2008 seine Pforten für den Flugbetrieb. Zu diesem Anlass besuchten die letzten zwei flugtüchtigen DC-6 in Europa den ehemaligen Luftbrücken-Airport. Als 1922 in Berlin einige Bauvorhaben geplant waren, sah man im Tempelhofer Feld einige Messeanlagen vor. Jedoch hat sich der Stadtbaurat für den Bau eines Zentralflughafens entschieden.
Die Firmen Junkers und Aero Lloyd waren 1923 treibende Kräfte beim Bau des Flughafens Tempelhof. Es entstanden zwei Holz-Hallen und eine Landebahn die jedoch nur den Betrieb von kleinen und leichten Flugzeugen möglich machte. In den 30er Jahren stand Tempelhof noch vor Amsterdam, Paris und London an der Spitze des europäischen Luftverkehrs. Jedoch waren die Grenzen des technisch Möglichen erreicht. Eine Erweiterung für ein Verkehrsaufkommen von 6 Millionen Passagieren pro Jahr wurde geplant. Es entstand das damals Flächengrößte Gebäude der Welt, auch heute noch zählt Tempelhof noch zu den 20 größten Gebäuden der Welt. Der Bogenförmige Teil des Gebäudes zieht sich über 1,2 Kilometer entlang des Vorfeldes.
Die Bauarbeiten liefen während des zweiten Weltkrieges weiter, wobei der Flugbetrieb über die noch vorhandene alte Flughafenanlage weitergeführt wurde. Durch Bombardements wurde der alte Flughafen aber immer mehr und mehr zerstört. Im April 1945 entging der Flughafen der vollkommenen Zerstörung. Der Flughafenkommandant und leitende Angestellte der Lufthansa widersetzten sich Adolf Hitlers Befehl den Flughafen zu verteidigen. Auch ein Vernichtungsbefehl von Adolf Hitler wurde missachtet, bis Ende April 1945 Truppen der Roten Armee den gesamten Stadtteil Tempelhof inklusive seines Flughafens besetzten.
Anfang Juli 1945 verließen die Sovjets den Flugplatz, welcher am 4. Juli offiziell übernommen wurde. Der Tempelhof Central Airport wurde eingerichtet und die Aufräumarbeiten begannen, woraufhin im August 1945 der Flugbetrieb wieder aufgenommen wurde. Als erste zivile Maschine landete eine DC-4 der American Overseas Airlines am 18. Mai 1946. Durch die Blockade West Berlins bekam der Flughafen eine neue Bedeutung: Die Luftbrücke. Zeitweise starteten und landeten die Flugzeuge im 90 Sekundentakt in Tempelhof., um die westberliner Bevölkerung mit Verpflegung und Brennstoffen zu versorgen. Durch das abwerfen von Süßigkeiten wurden die Versorgungsflugzeuge Rosinenbomber genannt. In den weiteren Jahren stieg der zivile Verkehr stetig an. Air France eröffnete eine Linie nach Berlin und weitere Airlines sollten schnell folgen. Bereits 1954 wurden bereits mehr als 650.000 Fluggäste, weitgehend von den westalliierten Fluggesellschaften BEA, Air France und Pan Am, befördert. Gegen Ende der fünfziger Jahre konnten die zur Verfügung stehenden Anlagen das Passagieraufkommen nicht mehr bewältigen, woraufhin die US-Air Force weitere militärische Bereiche für die zivile Nutzung freigegeben hat. Somit stand das große Abfertigungsgebäude, die Eingangshalle und das Bürogebäude zur Verfügung.
1970, acht Jahre nach Inbetriebnahme der großen Abfertigungshalle, wurde die Kapazitätsgrenze erreicht, obwohl Air France mit Einführung der Caravelle bereits 1960 nach Berlin Tegel umgezogen war. 1968 verlegte man zudem den gesamten Charter- und Pauschalreiseverkehr ebenfalls nach Tegel. 1971 konnte die Kapazität durch etliche Umbauten und Verbesserungen noch einmal gesteigert werden. Man entschloss sich deshalb den zivilen Luftverkehr einzustellen und nach Tegel zu verlagern. Somit wurde im Sommer 1975 Tempelhof für den zivilen Luftverkehr geschlossen und durch den neueren Flughafen Tegel ersetzt. Für den Geschäftsreiseverkehr wurde Tempelhof 1985 wieder eröffnet. In weiterer Folge wurde auch Flugesellschaften mit kleinerem Gerät Fluggenehmigungen erteilt.
Nach der Wiedereröffnung landeten auch einige Widebodies für spezielle Anlässe. So zum Beispiel am 18. September 1976, als eine B747SP der Pan Am aus Amserdam kommend den Airport anflog. Im Juni 1987 brachte eine B747-100 der Pan Am 300 Journalisten für den Besuch von Ronald Reagan nach Berlin. Am 27. Mai 2006 war der Flughafen Austrangungsort des Red Bull Air Race, und am 8. September 2007 landete erstmals ein Airbus A330 der LTU in Tempelhof. Doch Ereignisse dieser Art stellten in den letzten Jahren eine Seltenheit dar. The last days…
Alle großen Deutschen Airlines führten Ende Oktober Abschiedsflüge nach Tempelhof durch. Und mit der G-APSA der Air Atlantique, in der Lackierung der British Eagle International Airlines, und der N996DM von Red Bull besuchten auch die beiden letzten flugfähigen DC-6 Europas Berlins ehemaligen Zentralflughafen. Dies sollte auch als Protest gegen die Schließung des Airports gewertet werden. Die Low Approaches der alten Douglas Props stellten für die Enthusiasten und die vielen Berliner die ihren Airport liebten sicherlich den fliegerischen Höhepunkt der traurigen letzten Tage dar.
Seitens der Stadtregierung gab es eine Abschiedsfeier die von Protesten begleitet wurde. Warum sollte man die Schließung eines Berliner Wahrzeichens auch feiern. Der charakteristische Airport wird durch seinen ganz speziellen Charme in den Herzen der Berliner und der Luftfahrtliebhaber aus aller Welt bleiben. Und daher wird das Engagement für eine Wiedereröffnung ungebrochen bleiben. Die Anhänger von Tempelhof werden weiter kämpfen um das Berliner Wahrzeichen in seiner ursprünglichen Form weiter erleben zu können. „D-CDLH, wir stehen hier auf der Bahn 27R in Berlin Tempelhof, dem schönsten Flughafen der Welt, und wir alle haben eine Träne im Auge. Wir alle wissen warum. Wenn wir irgendwann wieder hier her kommen werden wir wieder eine Träne im Auge haben, und wir werden wieder wissen warum. Wir sagen auf Wiedersehen. D-CDLH is now ready for departure.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Cpt. Georg Kohne von der Lufthansa Berlin-Stiftung mit seiner Ju-52 beim zum vorläufig letzten Start von Berlin Tempelhof. Für alle Beteiligten war dies ein sehr sentimentaler Moment, und nicht nur die Piloten verdrückten die ein oder andere Träne.
Aber wir freuen uns bereits auf ein Wiedersehen. Denn die Geschichte von Tempelhof, Berlins Tor zur Welt, darf noch nicht zu Ende sein. Gute Nacht Tempelhof – Der Nächste Morgen kommt bestimmt!
Alexander Schwarz und Tom Ziegler, Oktober 2008